pdf

Predigt zum Altjahrsabend-Gottesdienst am 31.12.2017 in der
Sophie-Scholl-Gemeinde
zu Schwäbisch Hall - Teurershof

2. Mose 13, 20-22:

20.     So zogen sie aus von Sukkot und lagerten sich in Etam am Rande der Wüste.

21.     Und der HERR zog vor ihnen her, am Tage in einer Wolkensäule, um sie den rechten Weg zu führen, und bei Nacht in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten.

22.     Niemals wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tage noch die Feuersäule bei Nacht.

Liebe Gemeinde, das Volk Israel ist auf Gottes Anweisung aus der Knechtschaft in Ägypten ausgezogen. Nun ist es im Flüchtlingstreck unterwegs. Vor ihm liegen die Wüste und das Rote Meer. Hinter ihm setzen die Soldaten und Streitwagen des Pharao zur Verfolgung an.

Wie soll dieses geschundene und geplagte Volk überhaupt ins gelobte Land kommen? Wie soll es die vierzig Jahre Durststrecke der Wüste überhaupt aushalten können? Das hat sich keiner im Volk Israel überlegt. Die waren froh, dass sie frei waren.

Der Aufbruch, die spontane Entscheidung, fällt oft leichter als der lange, beschwerliche Weg mit den vielen Hindernissen und Belastungen.

Diese Erfahrung haben sicher einige von ihnen im zu Ende gehenden Jahr auch gemacht.

-       Da gab es für manche, so etwas wie Wüstenstrecken, mit schier unüberwindlichen Hindernissen.

-       Da gab es Schatten, die den einen oder anderen bedrohten und die Freude nahmen.

Das gilt nicht nur im persönlichen Bereich. Auch die krisenhaften Erscheinungen in unserem Land und in der Welt sind unübersehbar.

Und trotz allem können wir getrost sein, liebe Gemeinde: - „Tagsüber zog der Herr in einer Wolkensäule vor ihnen her, um ihnen den Weg zu zeigen, und nachts war er in einer Feuersäule bei ihnen, die ihren Weg erhellte.“

Gott geht mit. Das hat das Volk Israel erfahren.

Das habe ich persönlich in meinem Leben schon oft erfahren, dass Gott eingegriffen hat in meine Lebensgeschichte.

Es ist gut, wenn wir am Ende eines Jahres, den Weg und die Zeit überdenken, den wir gegangen sind.

-            Wo waren in diesem Jahr meine Aufbrüche?

-            Wo wollte ich mit Gott etwas Neues beginnen?

-            Wo wollte ich der Knechtschaft in meinem Leben entrinnen?

Seien wir ehrlich mit uns selbst: Jeder von uns hat in sich seinen Gewaltherrscher, mit dem er sich auseinandersetzen muss.

Der Teufel sitzt im Detail. (NB: Wie ich gestern genau an dieser Stelle beim Bearbeiten meiner Predigt war, sendete SWR2 gerade „Sympathy for the devil“ von den RS!) Er, der Teufel, hat uns immer wieder gezwungen, uns von Gott abzusondern (genannt Sünde).

Am Ende des Jahres fassen wir die guten Vorsätze für das neue Jahr und wollen den Aufbruch wagen, wie Israel damals aus der Knechtschaft Ägyptens. Entschlossen nehmen wir die erste Wegstrecke unter die Füße.

Aber dann kommt die Wüste und oft die große Ernüchterung. Und wie das Heer der Ägypter kann dir das überwunden Geglaubte in den Rücken fallen (genannt Rückfall).

Im letzten Jahr gab es vielleicht Rückschläge im beruflichen oder persönlichen Bereich. Dinge, von denen wir uns endgültig befreit glaubten, zogen uns wieder in ihren Bann. Der Teufel ist in solchen Stunden gleich zur Stelle und flüstert dir zu: „Wo ist nun dein Gott?“

Und dann kommt das Klagen: „Wäre ich nur in der Knechtschaft geblieben, dann wüsste ich, woran ich bin. Dann müsste ich nicht vierzig Jahre in der Wüste bleiben.“

Die Therapeuten sagen dazu „im gemütlichen Elend bleiben wollen...“

und wir murren gegen Gott:

wie in dem schwäbischen Witz: Ein Bäuerlein sitzt im Zug, zusammen im Abteil mit einem noblen Herren. Er schimpft die ganze Zeit vor sich hin, über die vielen Steuern die er zahlen müsse. Nach einer Weile fragt der Herr, „Ja sagen Sie mal, wie viel müssen Sie den zahlen im Jahr?“, sagt des Bäuerlein: „Zwanzig Mark!!!“ Zieht der Herr seinen Geldbeutel und will ihm 20 Mark geben. Dieser lehnt heftig ab mit den Worten: „Noi, noi, - „ich mecht bruddle derfe“.

Und so bruddeln wir vor uns hin, - bis Gott unsere verstockten Herzen ändert und unser Klagen in Beten wandelt:

In der Wüste kannst du wieder neu das Beten lernen: „Herr, ich kann und will nicht weiter gehen, ich brauche dich.“

Du kannst damit rechnen: „Gott, ist bei dir. Gott greift ein.“ Israel hatte am Tag die Wolkensäule und in der Nacht die Feuersäule.

So wie Gott damals in der Wolken- und Feuersäule gegenwärtig war, ist er heute in Christus, in seinem heiligen Geist, gegenwärtig.

Er ist auch und gerade in der Wüste unseres Lebens da. Es gab etwa ein Wort aus der Bibel, das uns stärkte. Da haben wir seinen Heiligen Geist gespürt und er hat uns den Weg gewiesen.

Solche Erfahrungen sollten wir eigentlich in unserem Terminkalender festhalten.

Und dann am Ende eines Jahres sollten wir ihn herausholen, durch das Jahr blättern und Gott für meine Erfahrungen seiner Nähe danken, denn wenn etwas gut gegangen ist, dann vergessen wir das leider viel zu schnell!

Wir können ihm sagen, wie treu und gnädig er gewesen ist. Wenn Gott mitgeht, ist ein Jahr, ja vierzig Jahre, eine kurze Zeit.

Wir werden jetzt eine Minute still und ich bitte sich zu überlegen, was Gott mir, jedem, jeder einzelnen von uns, im letzten Jahr Gutes getan hat. Und sagen wir ihm in der Stille danke dafür:

1 Minute Stille Dann: Instrumental von EG W 541 den Kehrvers: „Von guten Mächten wunderbar geborgen…“

Gott hat die Israeliten mit der Wolken- und der Feuersäule Schritt um Schritt geführt.

Hören wir auf Gottes Stimme.

Es geht um die Erneuerung der Schöpfung, um einen neuen Himmel und eine neue Erde. Wir müssen wieder lernen, vom Ziel her zu leben.

Je mehr wir den Blickwinkel von Gottes neuer Welt uns zu eigen machen, desto gewisser ist unser Schritt. Und wir sind nicht allein unterwegs. Andere Christen gehen mit uns. Und wir erfahren:

Gott bahnt uns den Weg zu unserem Ziel. Und ob es vierzig Tage sind oder vierzig Jahre: wenn der Herr mitgeht, haben wir Zeit.

Noch sind wir unterwegs. Es wird auch im neuen Jahr schöne und schwere Stunden in unserem Leben geben und die Wüstenstrecke bleibt uns nicht erspart. Wir werden wieder, wie jedes Jahr, auf die Gegenwart Gottes angewiesen sein. Es wird Stunden der Verhüllung geben, wo Gott uns ganz ferne scheint.

Und es wird Stunden geben, an denen uns Gott so greifbar wie eine Wolken- und Feuersäule ist.

Aber in beiden Fällen gilt: Gott, der dich aus der Knechtschaft zu sich geführt hat, der bahnt dir den Weg ins gelobte Land.

Gott geht mit.

Amen

 

pdf      ^