Langschläfer
Gottesdienst
am 06.05.2018 in Sulzdorf,
Süddeutsche Gemeinschaft.
Thema:
W.w.J.d.? „What would Jesus do?“ -
Was würde Jesus zu heutigen Problemen sagen
was würde er tun????
Losung
und Lehrtext für Sonntag, den 6.5.2018:
Herr,
du lässt mich genesen und am Leben bleiben.
Jesaja
38,16
Einer
unter den geheilten Aussätzigen, als er sah, dass er gesund geworden war,
kehrte er um und pries Gott mit lauter Stimme.
Lukas
17,15
Liebe Schwestern und
Brüder,
stellen wir uns vor, Jesus würde heute hier in Schwäbisch Hall, irgendwo in
einer gut ausgestatteten Wohnung sitzen, mit Internet, Fernsehen und Zeitung –
er würde erst einmal einen Schock bekommen: Eine Nachricht lautet: täglich
sterben ca. 100 Tier- und Pflanzenarten aus. Gottes gute Schöpfung! – Was habt
Ihr daraus gemacht??? Gottes gut ausgedachte Schöpfung erstarrt in einer Art
Querschnittslähmung!!
Wie ich geboren wurde,
das was im Jahre 1947 – lebten auf der Erde ca. 3 Milliarden Menschen – und das
Gleichgewicht der Natur war noch in etwa möglich. Bis 2050 werden es 6-10
Milliarden Menschen sein. Jetzt schon meldet Gottes Schöpfung uns zurück, dass
mit unserem Verhältnis zur ihr etwas nicht stimmt: Der Klimawandel! - Wie
können wir, so wird an allen Ecken und Enden überlegt, den CO2-Ausstoß
verringern??
Die vor allem wirksame
Regeneration geschieht in den tropischen Regenwäldern; - aber die werden
erbarmungslos abgeholzt: Dahinter stehen die Interessen der Papier- der Agrar-
und der Montan-Wirtschaft. Rührend dagegen von uns, ab und zu mit dem Fahrrad
zu fahren statt mit dem Auto.
Jesus würde uns fragen,
wieso sind diese Wirtschaftszweige so mächtig und warum sind sie nicht
interessiert an der Bewahrung der Schöpfung Gottes? Wir müssten Jesus jetzt
erst einmal erklären, dass das an dem Weltwirtschaftssystem liegt. „Ja, was ist
da anders als damals vor 2000 Jahren? Auch damals musste man wirtschaften, um
zu überleben!?“, fragt Jesus. Damals hat jemand seine Oliven verkauft, um sich
dann die anderen Lebensmittel kaufen zu können, die er brauchte. Unser
Weltwirtschaftssystem funktioniert nur
durch verschiedene Faktoren:
Wachstum. – Es muss
immer alles schneller, weiter, besser, höher werden, sonst kollabiert die Wirtschaft,
es kommt zur Finanzkrisen, zum Börsenkrach, zur Inflation – die Dummen dabei
sind die arbeitende Bevölkerung – nicht die Börsenspekulanten. Dieses
Wachstumsmodell ist wie ein Fahrrad: man muss immer treppeln,
es muss immer vorwärts gehen, sonst fällt es um.
Ein anderer Faktor ist,
dass es in dem Wirtschaftsystem des Wachstums keine Bescheidenheit gibt, keine
Dankbarkeit – im Gegenteil: der Motor ist die Gier: ohne weltweite
Verteilungsgerechtigkeit – ohne Moral. Dieses Modell beruht auf einem Geldwirtschaftssystem
der Zinsen. Genau das ist es, was schon im AT verurteilt wird; Jesus wiederholt
diese Verurteilung und Luther beschwört es nochmals.
Unser Zinsmodell, der
Motor unseres Wirtschaftens, müssten wir Jesus so erklären: Wenn du dein Geld
der Bank anvertraust, auf deinem Girokonto, bekommst du dafür keinen Cent. Wenn
du bei der Bank schulden machst, wirst du ordentlich zur Kasse gebeten. Die
Bank dagegen verdient mit dem ihr geliehenen Geld
Milliarden, UND mit den bei ihr gemachten Schulden!
Noch mehr verdienen die
Banken mit den Zahlungsunfähigkeiten, weil sie die hinterlegten Sicherheiten zu
Geld macht, und damit nachträglich zusätzlich wieder Geld verdient wird! Es ist
dieser Umgang mit dem ursprünglichen Tauschmittel Geld bei uns zur Religion Nummer 1
geworden! Jesus sagt dazu (Mt 6): „…ihr könnt
nicht zwei Herren dienen, Gott und dem Mammon.“
Als Tauschmittel ist
Geld an sich nichts Verwerfliches. Aber: wenn man aus Geld mehr Geld macht,
wenn der Sinn des Geldes nicht mehr Tauschmittel, sonder Selbstzweck wird, da
verwandelt sich Geld in Kapital und wird so zum Mammon! (Mk 11):
Jesus erinnert im Markus-Evangelium an Jeremia: „Ihr habt aus dem Gebetshaus
eine Räuberhöhle gemacht!“
Anstatt Gott zu danken,
dass er uns zu essen gibt, ohne dass wir uns sorgen müssen, macht seine Kirche
auf Erden so einen Unsinn wie Ablasshandel um Geld zu vermehren, und wird bis
heute mit kirchlichen Geldern an der Börse spekuliert.
Walter Benjamin sagte
einmal: der Kapitalismus ist eine Religion. In einer Religion soll Schuld
vergeben, also Schulden erlassen werden. Nicht so im Kapitalismus: da sollen
sich Schulden vermehren!
Religion sollte zu
Erlösung führen. Nicht so in dieser Wachstumsreligion: sie führt uns unweigerlich
in den Abgrund. Wir sitzen sonntags brav im Gottesdienst, aber nehmen im Alltag
die Forderung Jesu, dass wir uns entscheiden müssen zwischen Gott und Mammon
nicht so ernst. Da geht es einfach „weiter so“ – und das führt uns in die Katastrophe:
Das Hamsterrad: „Konsum – Produktion“ – immer mehr Autobahnen, immer mehr Menschen
mit Burnout, alles schneller, schneller – dann –
manchmal langsamer: siehe Stuttgart 21 oder der Flughafen in Berlin – aber
dafür steigen die Kosten! Gut für die, die von den Schulden profitieren! Jesus
würde wieder die Tische der korrupten, mafiösen
Händler und Macher mancher Wahnsinnsprojekte wieder umschmeißen!!
Was würde Jesus zu
unserer Verteilungsgerechtigkeit sagen? Immer Wenigere werden immer reicher und
bestimmen unsere Politik: Der Wehretat wird erhöht, aber Milliarden Menschen
auf Gottes Erdboden leben unter dem Existenzminimum. Unsere Gesetzgebung geht
auf Wurzeln christlicher Ethik zurück: Bei uns wird ein Mensch wegen
unterlassener Hilfeleistung bestraft. Aber wenn Menschen in Togo oder anderswo
am Verhungern sind und zu uns flüchten wollen, sagen christliche Politiker: Das
sind ja Wirtschaftsflüchtlinge – lasst die nicht herein zu uns…
Was würde Jesus sagen? Gebt
dem Hungrigen zu essen! „Was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern und
Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan!“
Angebot und Nachfrage
regeln die Preise: Was würde Jesus dazu
sagen: Die Dürre in einem Land veranlasst jemanden an der Nahrungsmittelbörse
in Chicago zuzugreifen: Bei teuren Preisen lässt sich vortrefflich verdienen!
– Die Kehrseite der Medaille: Millionen Menschen sterben! Und damit Milliarden
Gewinne.
Was würde Jesus sagen?? Ihr
müsst euch entscheiden: wollt ihr mir zu essen geben oder dem Mammon dienen – beides
„ein Bisschen“ geht eben nicht. Geschäft oder Menschlichkeit: „Wenn ich die
ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an meiner Seele…“ -
Kennt Ihr, - liebe
Schwestern und Brüder - das Märchen Das
kalte Herz? Nein? Dann lest es einmal nach, dann
werdet Ihr Jesus besser verstehen. (Hausaufgabe!)
Was würde Jesus zum
modernen Konkurrenzkampf sagen? Wir sagen ja: … sie belebt das Geschäft – man
wird dadurch immer besser, und es kann dadurch zu keinem Stillstand kommen. Aber
wie funktioniert dieser „Konkurrenz-KAMPF“? Derjenige gewinnt den Kampf, der sich
Rohstoffe am billigstem beschaffen kann: - Dies ist die Ursache des
Kolonialismus, und des Neokolonialismus, es ist die Ursache zahlreicher Kriege:
Um billigen Zugriff auf Bodenschätze! Kriege!!
Wir brauchen Jesus gar
nicht fragen. Wir wissen, was er davon hält: Du sollst deine Feinde lieben. Zugriff
auf Rohstoffe, notfalls durch Gewalt! Das ist der eigentliche Grund aller
Kriege, egal, was es für aufgesetzte und vorgeschobenen
Gründe gibt. Egal was ein ehemaliger Pfarrer Gauck oder eine Pastorentochter
Angela Merkel sagt, über die humanitären Aufgaben unserer Soldaten im Ausland.
–
Wir können wissen, was
der wahre Grund ist. Schlimm genug, dass unsere Kirchen immer wieder in der
Versuchung sind, doch auch dem Mammon nicht ganz abhold zu sein. Konkurrenz
ausschalten geht auch durch Lohndumping. Den Betrieb in ein Billiglohnland
verlegen – für den Arbeitgeber ist die Sache nach der betriebsbedingten Kündigung
erledigt. Entlassene kosten den Betrieb nichts mehr. Der Steuerzahler bezahlt
das Arbeitslosengeld. So wie der der Steuerzahler auch für die Abwicklung der
Atomenergie zur Kasse gebeten wird.
Was würde Jesus dazu
sagen? Sie kennen die Geschichte von den Arbeitern im Weinberg… Jesus verbietet
den Zins: wenn du Geld hast und dein Nachbar braucht es: Wie kämest du auf die
Idee, damit Geschäfte zu machen und dich an seiner Not zu bereichern?? Oder
Nachlass von Schulden: Auf Grund der Bedürftigkeit! Tausend Mal haben wir um
Vergebung der Schuld gebetet – und versprochen, unseren Schuldnern zu vergeben,
anstatt an der Schuld des andren noch verdienen zu wollen!!
Was würde Jesus sagen? Richtet
nicht. Sonst müsste Gotte auch euch richten. Sie kennen auch das Gleichnis
Jesu, von dem König, der einem in der Not geratenen Menschen seine ganze Schuld
erlässt. Ohne Gegenleistung hat uns Gott angenommen, so wie wir sind. Und er
vergibt uns alles. Aber wir sind wie dieser törichte Mensch der allen Grund
hätte, dankbar zu sein und auch zu vergeben. Aber er geht seinem Schuldner
wegen eines lächerlichen Betrages an die Gurgel.
Angenommen, einer von
uns hat Geld zuhause, in seinem Sparstrumpf. Nun hat der Nachbar eine große Not
und benötigt unbedingt Geld. Alles wäre in Ordnung, wenn wir ihm nun Geld
leihen, und er es zurück gibt, wenn er kann. Aber was
für eine Ungeheuerlichkeit, sich an der Not des Anderen bereichern zu wollen!
Jesus will uns – heute
noch - beibringen: Vertrauen statt Leistung. Dankbarkeit und Menschlichkeit. Seine
ganze Botschaft: lest sie nach in Mk 11, wo der
Prophet Sacharia zitiert wird mit den Worten: „Denn
ich will die Wagen wegtun aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem, und der
Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern,
und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis
an die Enden der Erde“ – Ende des Krieges: Nur durch absolute Abrüstung und
nicht durch neue Waffen. Nur durch Abschaffung aller Waffen – und Vertrauen in
eine höhere Schiedsmacht: „Ich gebe euch meinen
Frieden – nicht wie die Welt gibt…“ würde Jesus sagen. HAT er gesagt; sagt er ein für allemal!! Eben nicht
der Scheinfriede durch Überlegenheit und die besseren, modernisierten Waffen…
Jesu möchte uns heute
sagen: Warum habt ihr Angst? Vor dem Tod? Müsst Ihr immer wieder töten, um
nicht getötet zu werden? Ich habe das so
gemacht: (Lk 23,46): „…ich befehle meinen Geist in
deine Hände!“ Ohne Angst. Drei Tage später ist er auferstanden.
Liebe Schwestern und
Brüder: Machen wir Schluss mit wischi-waschi: glauben
wir endlich an das, was wir schon immer beten. Entscheiden wir uns eindeutig für Gott
AMEN
(Anregungen zu diesem
Vortrag habe ich von dem von mir sehr geschätzten kath. Theologen und Psychoanalytiker
Eugen Drewermann bei einem Vortrag in der Sophie-Scholl-Gemeinde im Terurershof: https://www.youtube.com/watch?v=G7iWrf7FGGM
)