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Predigt zum Gottesdienst an PFINGSTMONTAG, den 21.05.2018 zu Bubenorbis

Predigttext, Epheser 4,11-16: (GNB)

Und auch die versprochenen Gaben hat er ausgeteilt: Er hat die einen zu Aposteln gemacht, andere zu Propheten, andere zu Evangelisten, wieder andere zu Hirten und Lehrern der Gemeinde. Deren Aufgabe ist es, die Glaubenden zum Dienst bereit zu machen, damit die Gemeinde, - der Leib von Christus, - aufgebaut wird.

So soll es dahin kommen, dass wir alle die einende Kraft des einen Glaubens und der einen Erkenntnis des Sohnes Gottes an uns zur Wirkung kommen lassen und darin eins werden - dass wir alle zusammen den vollkommenen Menschen bilden, der Christus ist, und hineinwachsen in die ganze Fülle, die Christus in sich umfasst.

Wir sind dann nicht mehr wie unmündige Kinder, die kein festes Urteil haben und auf dem Meer der Meinungen umhergetrieben werden wie ein Schiff von den Winden. Wir fallen nicht auf das falsche Spiel herein, mit dem betrügerische Menschen andere zum Irrtum verführen.

Vielmehr stehen wir fest zu der Wahrheit, die Gott uns bekannt gemacht hat, und halten in Liebe zusammen. So wachsen wir in allem zu Christus empor, der unser Haupt ist.

Von ihm her wird der ganze Leib zu einer Einheit zusammengefügt und durch verbindende Glieder zusammengehalten und versorgt. Jeder einzelne Teil erfüllt seine Aufgabe, und so wächst der ganze Leib und baut sich durch die Liebe auf.

Liebe Gemeinde!
Es gab Zeiten, da bedrohte Jesus seine Jünger, sie sollten niemandem verraten, dass er der Christus, der versprochene Retter, wäre. Als Paulus seinen Brief an die Gemeinde in Ephesus schreibt, gibt es um Jesus Christus keine Geheimnisse mehr, da wissen die Christen in Ephesus, von wem sie ihren Namen haben. Es gibt und gab, heute wie damals, die christliche Gemeinde, ein Leib, dessen Haupt Jesus Christus ist. Nun ist ein Leib nicht immer fit. Auch dieser nicht. Ein Körperteil kann unter dem anderen leiden. Es gibt Schmerzen. Mit der geschwisterlichen Liebe ist es oft nicht weit her, und die Zweifel sind meist größer als die Glaubensgewissheit.

Was ist zu tun? – Es werden Menschen gebraucht, die nicht nur Liebe predigen, - sondern sie auch vorleben, und zwar so, dass sie die Christen in der Gemeinde zur inneren und äußeren Einheit zusammenbringen!

Paulus nennt die alten Berufe in der Gemeinde: die Propheten, Apostel, Evangelisten, Hirten und Lehrer. Wir sprechen heute eher von Ämtern: Das Bischofsamt, Pfarramt, Amt der Organistin, des Posaunenchores, des Kirchenpflegers und der Mesnerin. Paulus spricht nicht von Ämtern, sondern von Christen mit einer besonderen Verantwortung. Sind denn diese, (die ich gerade aufgezählt habe), die Christen mit einer besonderen Verantwortung, schon die Kirche, die Gemeinde, in der Predigt geschieht, Liebe vorgelebt, Glaube bezeugt wird?....

Mitarbeitende in der Gemeinde sind schließlich nicht nur die genannten, sondern auch die vielen, auch die ohne auffällige Verantwortung: die Mütter und Väter, die Geschwister, Großeltern, Lehrer, Paten, selbst die Vor-uns-Geborenen mit ihren Lebens- und Glaubenserfahrungen; auch die Kranken, die Gesunde stärken und trösten. Denken wir auch an die Kinder, die uns fragen stellen - und uns zum Nachdenken bringen?

„...Als das Pfingstfest kam, waren wieder alle, die zu Jesus hielten, versammelt.“ [Apg 2,1] Und was nun ist wichtig? Um wen muss sich wer besonders kümmern? „...Als das Pfingstfest kam, waren wieder alle, die zu Jesus hielten, versammelt.“ Gott sei es gedankt, dass wir alle ... so verschiedene Glieder am Leib Christi sind!

Die einen sagen: Um die Kinder müssen wir uns kümmern, sie sind die Zukunft der Gemeinde; andere: aber die Alt-gewordenen dürfen wir nicht abschieben, wir können viel von ihnen lernen. Andere Gruppen in der Gemeinde rücken ins Blickfeld: die Arbeitslosen, oder die Obdachlosen, die Ausländer, die Aussiedler, Behinderte. Und die Menschen in der „Dritten Welt“ – denken wir an die Opfer von Naturkatastrophen – wenn wir nichts für sie tun, versündigen wir uns an Gott. Und viele große und kleine Dienste und Aufgaben bleiben jetzt ungenannt. Für jede der genannten, und ungenannten Gruppen und Einzelpersonen, gibt es viel zu tun, gibt es Aktionen und Aktivitäten in den verschiedenen Gemeinden.

Das ist gut und richtig so. Glücklich die Gemeinde, in der die vielfältigen Aktivitäten von einer breiten Basis in der Gemeinde mitgetragen werden. Ja, die Basis, das Fundament. Er, Jesus Christus, hat „...Verschiedenen Aufgaben erteilt, um die Heiligen zu berufen... („Heilige“ ist dabei nur ein anderes Wort für „die Glaubenden“, nämlich die, die von Gott geheiligt sind, - nicht etwa aus eigenem Vermögen – weil wir so gut wären) ... also, Jesus hat verschiedene Menschen zum Dienst bereitgemacht, damit die Gemeinde: der Leib Christi, aufgebaut wird.

Und so stehen wir fest zu der Wahrheit, die Gott uns bekannt gemacht hat, und halten in Liebe zusammen. So wachsen wir in allem zu Christus empor, der unser Haupt ist.“ Pfingsten ist das Fest, wo Gemeinschaft gebildet wird, Die Gemeinde ist deshalb ein Bildungswerk.

Können wir uns darauf verständigen? Sind wir uns in dieser Aufgabe einig? Hören wir dazu einmal eine Überlieferung aus der jüdischen Weisheit an: „Einst waren Rabbi Tarphon und die Ältesten im Obergemach des Hauses Nitsa in Lud versammelt, da wurde unter ihnen diese Frage gestellt: Ist Studium größer, oder ist Tun größer? Rabbi Tarphon antwortete und sagte: Tun ist größer; Rabbi Akiba antwortete und sagte: Studium ist größer. Da antworteten alle und sagten: Studium ist größer, denn das Studium führt zum Tun.“[Quiddushin 40b, zitiert bei: Rüdiger Lux: Die Weisen Israels,1992, S.152.] „Kirche“ also eine Bildungsanstalt, die zum Handeln in der Welt führt!

Dann ist in unserem Bibelabschnitt noch von Sekten die Rede – Gruppen, die sich vom Leib Christ, von der Gemeinschaft verabschiedet, abgeschnitten haben. Ein Problem, das es offensichtlich schon bei den ersten Christen gab. Heute haben sie sich besonders in den östlichen Bundesländern und unter unseren Aussiedlern ausgebreitet: sie warben zuerst um die, die in der Gemeinde nicht recht verwurzelt sind, und dich nach Gemeinschaft gesucht haben.

Sie lassen sich „auf dem Meer der Meinungen umher treiben wie ein Schiff von den Winden.....“ – da bei könnten wir so froh sein, dass die Kirche noch im Dorf ist – zumindest bei uns: in unseren Kirchen haben die verschiedensten Frömmigkeitsstile Platz – es ist ja schlimm genug, dass der Leib Christi seit der Reformation noch nicht wieder vereinigt ist.

Aber die vielen Abspaltungen versündigen sich an der Einheit: sich miteinander auseinandersetzen ist besser als sich auseinander schneiden zu lassen. Viele Menschen sind, in unseren Tagen des angespannten Arbeitsmarktes, zu Umschulungen und Fortbildungen bereit, und qualifizieren sich; sie lernen, die sich weiterentwickelnde Technik zu beherrschen.

Bis ins hohe Alter hinein lernen wir, auch dann, wenn wir plötzlich allein zurückbleiben und unser Leben neu gestalten müssen. Doch in der Gemeinde ist das Lernen leider meist mit der Konfirmation zu Ende. Wenige bleiben dann noch in der „Bildungsgemeinde“. Wie sollen unsere Kinder mündig werden, dass sie selber den Mund auftun können, wenn sie nach Jesus Christus gefragt werden, nach ihrem Glauben? Wie können sie „wachsen in allem zu Christus empor, der unser Haupt ist“ – wenn sie nach der Konfirmation nicht mehr zu sehen sind?

Das ist nicht nur die Frage an die Frauen und Männer mit besonderer Verantwortung in der Gemeinde. Ich frage dies heute euch:
Eltern und Paten, Großeltern, Freunde und Klassenkameraden! Wir feiern Pfingsten als das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes: Wie be-geistern wir einander für die Sache Gottes, für Jesus Christus?

Für vieles lassen wir uns be-geistern, doch nicht alles hat etwas mit dem guten Geist Gottes zu tun, mit dem „Wachsen auf Christus hin.“

||: Ziel aller Be-Geisterung, allen Verkündigens ist es, „dass wir alle die einende Kraft des einen Glaubens und der einen Erkenntnis des Sohnes Gottes an uns zur Wirkung kommen lassen und darin eins werden“. :||

Einheit des Glaubens meint ganz gewiss nicht, dass alle dasselbe sagen, dasselbe denken und zu allem „ja und amen“ sagen. Einheit im Glauben und Erkenntnis des Sohnes Gottes gehören eng zusammen.

Ich möchte wissen: Wer ist Jesus Christus, was habe ich persönlich, mit meinen speziellen Gaben und Aufgaben, an ihm und mit ihm? Und das ist die Einheit im Glauben und das ist die Erkenntnis des Sohnes Gottes: Jesus Christus ist der für mich, für uns alle der gekreuzigte, auferstandene, und darum unserem müden Leben Lebendigkeit einhauchende Herr.

Zu dieser Erkenntnis, zu diesem Glauben wollen wir einander führen. Für diese Erkenntnis, für diesen Glauben wollen wir einander be-geistern. Und das ist das Fundament, von dem aus die vielen Glieder die unterschiedlichsten Aufgaben wahrnehmen. Auf diesem Fundament wachsen wir zu dem einen hin, der das Haupt ist, Jesus Christus.

Amen

 

 

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