Gottesdienst am Sonntag Laetare • 10.03.2024
um 10 Uhr in Rieden
Gottesdienst am Sonntag LAETARE
(Laetare = „Freuet euch“ mit Jerusalem, Jesaja 66,10)
am 10.03.2024 in Rieden um 10 Uhr (Phil 1,12.15-21)
Vorspiel
Trinitarischer Gruß
Wochenspruch
Johannes 12,24
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein;
wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
Lied zum Eingang
EG 98,1-3: Korn das in die Erde
Psalmgebet
EG 734: Psalm
84
Ehr sei dem Vater...
Gebet
Allmächtiger
Gott, wir müssen erleiden,
was wir durch unser Tun verdient haben.
Wir bitten dich: lass uns wieder aufatmen
durch den Trost, den deine Güte uns schenkt.
Herr Jesus Christus, du
bist das Weizenkorn,
das in die Erde fällt und erstirbt,
um viel Frucht zu erbringen.
Du bist uns auf dem Wege des Gehorsams vorangegangen
und bist durch den Tod zum Leben hindurch gedrungen.
Wir bitten dich: gib, dass wir dir nachfolgen
und Frucht bringen. Amen.
Stille
Barmherzig und gnädig ist
der Herr,
geduldig und von großer Güte.
Amen
Lied
EG 576: Meine Hoffnung und meine Freude
Schriftlesung
Johannes
12,20-26
20.
Unter
denen, die zum Fest nach Jerusalem gekommen waren, um Gott anzubeten, befanden
sich auch einige Nichtjuden.
21.
Sie
gingen zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa stammte, und sagten zu ihm:
»Herr, wir möchten gerne Jesus kennenlernen.«
22.
Philippus
sagte es Andreas, und die beiden gingen zu Jesus.
23.
Er
antwortete ihnen: »Die Stunde ist gekommen! Jetzt wird die Herrlichkeit des
Menschensohns sichtbar werden.
24.
Amen,
ich versichere euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst
bleibt es allein. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht.
25.
Wer
sein Leben liebt, wird es verlieren. Wer aber sein Leben in dieser Welt
geringachtet, wird es für das ewige Leben bewahren.
26.
Wer
mir dienen will, muss mir auf meinem Weg folgen, und wo ich bin, werden dann
auch die sein, die mir gedient haben. Sie alle werden von meinem Vater geehrt
werden.«
Lied vor der Predigt /
Wochenlied
EG 396,1.3.6: Jesu meine Freude
Predigttext
Philipper
1,12.15-21
Überschrift in der Lutherbibel:
„Die Gefangenschaft des Paulus und die
Verkündigung des Evangeliums“
12.
Ihr
sollt wissen, Brüder und Schwestern, dass meine Gefangenschaft sogar zur
Verbreitung der Guten Nachricht beigetragen hat.
15.
Manche
tun es zwar, weil sie neidisch sind und mich 'ausstechen' wollen; aber andere
verkünden Christus in der besten Absicht.
16.
Sie
tun es aus Liebe zu mir; denn sie wissen, dass Gott mich dazu bestimmt hat, vor
Gericht die Gute Nachricht zu verteidigen.
17.
Die
anderen allerdings verbreiten die Botschaft von Christus in unehrlicher und
eigennütziger Absicht. Sie wollen mir in meiner Gefangenschaft Kummer bereiten.
18.
Aber
was macht das? Auch wenn sie es mit Hintergedanken tun und nicht aufrichtig -
die Hauptsache ist, dass Christus auf jede Weise verkündet wird. Darüber freue
ich mich; aber auch künftig werde ich Grund haben, mich zu freuen.
19.
Denn ich weiß, dass meine Gefangenschaft -
gleichgültig, wie sie endet - zu meiner Rettung führt. Das verbürgen mir eure
Gebete
und Jesus Christus, der mir durch seinen Geist beisteht.
20.
Ich
hoffe und erwarte voller Zuversicht, dass Gott mich nicht im Stich lässt. Ich
vertraue darauf, dass auch jetzt, so wie bisher stets, Christus an mir und
durch mich groß gemacht wird, ob ich nun am Leben bleibe oder sterbe.
21.
Denn
Leben, das ist für mich Christus; darum bringt Sterben für mich nur Gewinn.
Predigt
Liebe Gemeinde,
wer nur mit dunklen Farben malt, braucht sich nicht zu wundern, wenn ein
düsteres Bild dabei herauskommt.
Was aber tun, wenn einem alles zusammenbricht, und
man sich elend und in die Enge getrieben fühlt?
Mit der bloßen Aufforderung: „Freue dich!“ ist's
ja nicht getan.
„Nun freu' dich doch auch ein bisschen!“
So sagt die Mutter zu einem ihrer Kinder, das schmollt, weil's eben geschimpft
wurde, sich aber über den Besuch der Großmutter freuen soll.
„Du solltest dich freuen und fröhlich und guten Muts sein“,
fordert der Vater den älteren Sohn auf, als der nicht teilnehmen will an der
Wiedersehensfreude nach Rückkehr des verloren Sohnes, seines jüngeren Bruders.
Warum nur bleibt er wohl ohne Freude?
Mit Luthers Worten singen wir: „Nun freut euch, lieben Christen g'mein, und lasst
uns fröhlich springen.“ Und doch greift der Unmut, die Depression, die
Hoffnungslosigkeit - in unserem Leben - und sogar manchmal in der Kirche um
sich.
Lätare, freuet euch!? -
Klingt die Aufforderung, die dem heutigen Sonntag den Namen gegeben hat, nicht
wie Hohn? - Angesichts von Kriegen, Klimakrise und allgemeiner Zukunftsangst?
Mancher hier im Gottesdienst mag bei sich denken:
„Es gibt aber auch gute Zeiten und fröhliche Stunden, - wenn mir's gut geht,
kann ich mich schon freuen.“
Paulus, der in unserem Briefabschnitt mehrfach von
der Freude spricht, die ihn ganz ausfüllt, hatte allerdings nichts zu lachen.
Ganz realistisch schildert er seine Lage.
1. Er ist der Freiheit
beraubt und hat keine Möglichkeit mehr, öffentlich zu wirken.
Die Erfüllung seiner Lebensaufgabe scheint ihm unmöglich gemacht.
2. Im Gefängnis ist er
getrennt von seinen Anhängern und kann ihnen nicht beistehen.
3. Nun, da apostolische
Autorität zum Schweigen gebracht ist, machen mit machtvoller Stimme Großmäuler
von sich reden.
Möchte-gern-Männchen und auch -Mädchen spielen sich in den Vordergrund.
Ja, sie haben es darauf abgesehen, Paulus Ärger zu machen in seiner
Gefangenschaft.
4. Schließlich der Ausgang
des Prozesses. Er ist ganz ungewiss, und am Ende könnte das Todesurteil stehen.
Hätten wir im Gefängnis gesessen, noch dazu
unschuldig, und derartige Nachrichten erhalten, wie hätte das auf uns gewirkt?
Wenn wir noch nicht am Boden gelegen hätten, ein
solcher Bericht wäre vernichtend gewesen.
Was aber schreibt Paulus?
„Ich freue mich, und ich werde mich auch
weiterhin freuen.“
Obwohl er unschuldig im Gefängnis sitzt, bleibt
er offensichtlich fröhlich.
Da fällt mir ein Wort von einem Kalenderblatt
ein, das ich gestern gelesen habe: „Glück…“ (oder sich freuen) „… ist eine
innere Einstellung…“, es „existiert nicht außerhalb, es ist in uns, eine innere
Einstellung…“ ganz im Sinne Paulus'.
Dabei wirkt seine Freude nicht künstlich oder
aufgesetzt. „Ihr fragt, wie es mir geht. Ich sage nur, dem Evangelium geht es
gut.“ –
Menschen, deren Gedanken nur um ihr eigenes Schicksal kreisen, haben dann oft auch ein
schweres Schicksal. Dagegen: Leben in der
Hingabe, also eines, wie das des Paulus, kann - trotz eigener Beschwerden -
viel eher erfüllt und glücklich sein!
Der Apostel ist nicht fanatisch und wirklichkeitsfremd.
Hier haben wir einen Menschen, der gelassen und
getrost sein kann, weil er seine Sache und sein Leben einem anderen anvertraut
hat!
„Ich mache mir um mich keine Sorgen. Darum freue
ich mich, komme, was da kommen mag.“
Die Ruhe und Freiheit, der wir hier begegnen, hat
anderen Grund.
Paulus sagt:
„Mein Geschick ist hinein genommen in Christus.
Durch den Herrn Christus bin ich herausgeholt worden aus meiner Verlorenheit.
Der Herr Christus hat für mich gelitten. Ihm gehört nun mein Leben. Mein Leben
ist in Christus gut aufgehoben. Ja, Christus ist mein Leben.
Komme ich hier wieder raus, gut so. Dann kann ich
weiterwirken für Christus.
Verurteilt man mich zum Tode, so bleibe ich
dennoch verbunden mit ihm und bin ihm gleich geworden in seinem Tod[1]. Dann
ist auch Sterben mein Gewinn. Wenn nur das Evangelium seinen Lauf nimmt und
Christus verherrlicht wird, so freue ich mich.“
Über was alles regen wir uns oft so mächtig auf,
- das wird alles zweitrangig, wenn
wir so denken würden wie Paulus.
Da liegt das Geheimnis, wie wir zu dieser Freude
kommen können.
Ganz konkret schildert Paulus, wie er sich, in
einer Lage (die uns fertig gemacht
hätte,) trotzdem freut:
1. Die Tatsache, dass ich
hinter Gittern bin, schadet dem Evangelium nicht. Es ist jetzt sogar zum
Vorteil geworden, wie hätten sonst die Gefängniswärter von Christus erfahren?
2. Staunend erlebt Paulus, dass
seine Schwestern und Brüdern, von denen er nun getrennt ist, nicht eingeschüchtert sondern entmutigt
sind. Im Gegenteil: Sie verbreiten das Evangelium mutiger. (Das Blut der
Märtyrer ist der Samen der für Menschlichkeit und Glauben: Irgendwie eine
Linie: Navalny / Bonnhoeffer / Stephanus / Paulus…)
3. „Auch wenn manche mit
Hintergedanken Christus verkündigen und nicht aufrichtig - die Hauptsache ist, dass
Christus auf jede Weise verkündet wird.“ - Das mag manchen von uns irritieren. Es
gibt immer wieder Menschen die Botschaft und Boten verwechseln. Die Botschaft
bleibt gut, auch wenn der Pfarrer noch so schlecht predigt.
(Luther: …und wenn ich der größte Madensck wäre – Das Evangelium muss durch mir
durch zum Vorschein kommen.) Wir hätten gern eine Kirche, wo alles super läuft
und der Pfarrer die perfekte Übermutter ist. Doch mit solcher Überforderung machen
wir uns selbst viel Kummer. „Die leichte, natürliche Freude, deren Genuss
überanstrengten Christen so schwer fällt“[2], wo bleibt sie?
4. Schließlich redet Paulus
noch einmal von sich persönlich. Es ist beides möglich, Freilassung oder
Todesurteil. Kann er das Gefängnis verlassen, dann wird er öffentlich seinen
Aposteldienst weiterführen. Inhalt seines Lebens bleibt Christus. Und wenn es
anders kommt? Auch im Tod würde Christus Inhalt seines Lebens und Sterbens
bleiben. Paulus bezeugt ihn dann nicht dadurch, dass er ihn predigt, sondern
durch seinen Tod. Das ist der Grund, warum er auch im Blick auf noch dunkle
Zukunft dabei bleibt: „aber auch künftig werde ich Grund haben, mich zu freuen“
- ob lebendig oder tot, Christus ist sein Gewinn!
In jeder Zeile des (heutigen Predigt-)Textes ist
uns die Freude des Apostels begegnet.
Wie geht es uns damit? Verständliche Reaktion
wäre: Da komme ich nicht ganz mit. Ich lebe mein normales Leben und bin kein
Märtyrer. Es besteht wohl auch kaum die Gefahr, dass ich einer werde.
Es lohnt sich, trotzdem der Frage nachzugehen:
Wie kommt
die Freude, der wir beim Apostel Paulus begegnen, hinein in unser Leben, auch wenn es nicht so
aufregend verläuft wie bei Paulus?
Wie nimmt in unseren Gottesdiensten und in
unserer oft so unpersönlichen Kirche diese Freude Gestalt an?
Wie können wir Boten der Freude werden in dieser
Welt, in der echte Freude so selten geworden ist?
Paulus hat uns vorgemacht, wie das aussieht:
„in-Christus- Sein“.
Unsre Aufgabe ist es, diese Realität wieder zu
finden: „Christus ist mein Leben.“
Die „liebe Christengemein“ kann sich tatsächlich
freuen, wenn sie wieder verkündet, was ureigenster Auftrag ist. Gott hat es
sich sein Bestes kosten lassen, um dieser Welt zu helfen.
In Christus ist Gott uns ganz nahe gekommen. In
unserer Ratlosigkeit und unsere Ohnmacht gegen Bosheit und Gewalt gibt uns Christus
wieder Hoffnung.
Solange unser Leben bestimmt wird von
Selbstbehauptung und Selbstsicherung, wird das Bild unseres Lebens düster
bleiben und wir werden helle Farben der Freude vergeblich suchen.
Mit Christus kommt ein Licht, das von anderswoher
kommt.
Gott selber tritt hinein in unser Leben. „Ihn zu fassen ist fast unsre Freude zu
klein“[3].
Von Johannes XXIII. wird erzählt, dass er nach
seiner Wahl zum Papst sich große Sorgen machte wegen der vielen Probleme, die
auf ihn einstürmten, wegen der Verantwortung, die auf ihm lastete.
Da sei ihm des Nachts Christus erschienen und
habe zu ihm gesagt:
„Nimm dich nicht so wichtig, Giovanni. Ich bin
doch auch noch da.“
Lätare, freut euch! Weil es Ihn gibt.
Das sollt ihr wissen, dass uns unser Herr
Christus näher ist als das Gewand, das wir auf dem Leibe tragen.[4]
Amen.
Lied nach der Predigt
EG
398,1-2: In dir ist Freude
Fürbittengebet mit Kyrie-Ruf
EG 178.12:
auf „Wir bitten dich“ singen wir „Kyrie…“
Wir kommen mit unserer
Freude und allem, was uns bedrückt.
Wir kommen zu dir mit den Menschen, denen wir verbunden sind
und bitten dich um deine Hilfe.
Wir bitten dich – Kyrie
Wir denken an die vielen
unter uns, die sich einsam und verlassen fühlen, denen ein Mensch fehlt, der
zuhören, verstehen und raten kann. Lass uns nicht achtlos aneinander vorbei
leben. Hilf uns, aufmerksam, behutsam und geduldig miteinander umzugehen.
Wir bitten dich – Kyrie
Wir bitten dich für die
Menschen, die Angst haben, Angst vor den Menschen, Angst vor dir, Angst vor
sich selbst, Angst vor dem Leben, Angst vor dem Sterben. Lass sie Frieden
finden in dir. Hilf uns allen, das Leiden anzunehmen, das wir nicht ändern
können.
Wir bitten dich – Kyrie
Wir denken an alle, die
traurig sind - traurig über eine Enttäuschung, über eine zerbrochene Beziehung,
über ihr Versagen, über unabänderlich scheinende Verhältnisse. Gib ihnen Geduld
und laß ihnen die Hoffnung nicht ausgehen. Öffne ihr Herz für Worte, die sie
trösten.
Wir bitten dich – Kyrie
Wir verbinden uns mit
allen, die an ihrer Ohnmacht leiden, mit den Schwerkranken, mit den Menschen,
die gegen Hass und Ungerechtigkeit anzugehen versuchen, mit allen unterdrückten
Menschen daheim und in allen Ländern, mit allen Menschen, die unter den Folgen
von Krieg und Gewalt und die unter heftigen Naturkatastrophen zu leiden haben.
Wir bitten dich – Kyrie
Nun wollen wir all unsere
Dankbarkeit und Bitte mit den Worten vor dich bringen, die du uns gelehrt hast:
Vaterunser
Lied zum Ausgang (vorher geübt!)
EG 585,1-4: Das Weizenkorn muss
sterben
Abkündigungen
Als Segensbitte
singen wir:
EG 421: Verleih uns Frieden
gnädiglich
Segen
Nachspiel